Porträt eines Stadtteils

Der Wolfsburger Stadtteil Westhagen befindet sich in guter Gesellschaft, denn er ist eine typische Großsiedlung, wie sie in fast allen bundesdeutschen Großstädten besichtigt werden kann. Zwischen 1960 und 1970 entstanden diese heute so genannten Trabantenstädte abgetrennt von den Innenstädten nach dem städtebaulichen Leitbild „Urbanität durch Dichte“. Urbanität sollte sich in raumbildenden, hochgeschossigen Wohngebäuden manifestieren. Gerade die Wohnhochhäuser sollten eine dichte Zuordnung vieler Einwohner*innen mit kurzen Wegen zu den Versorgungszentren ermöglichen. In der Regel variierten in diesen Siedlungen die Gebäudeformen. Eine Vielfalt an Wohnformen sollte zu einer Vielfalt der sozialen Zusammensetzung der Bewohner*innen beitragen. Die Hauptfunktion dieser Gebiete lag im Wohnen, ergänzt durch Geschäftszentren mit möglichst differenzierten Angeboten. Die Siedlungen sollten mit dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar und optimal mit öffentlichen Einrichtungen – insbesondere Schulen – und Freizeitangeboten ausgestattet sein.

Das städtebauliche Leitbild "Urbanität durch Dichte" der 1960er und 1970er Jahre prägt den Stadtteil Westhagen

Dies war die Idealvorstellung der Stadtplaner*innen, aber schon in den 1980er Jahren kehrten die ersten Bewohner*innen den betreffenden Stadtgebieten wieder den Rücken.  Viele Großwohnsiedlungen wurden durch die drastisch sinkende Nachfrage und problematische Belegungspolitik zu sozialen Brennpunkten. In Wolfsburg-Westhagen wurde das Leitbild „Urbanität durch Dichte“ konsequent umgesetzt. Der Masterplan von 1966 formulierte die Ziele „Schritt zur Großstadt“ und „Dichte im begrenzten Bereich“. Geplant wurden 4.300 Wohneinheiten für 15.000 Einwohner*innen. Die Planungen sahen vor, die Gebäudestrukturen in Form von hochgeschossigen Wohngebäuden zum Zentrum hin zu steigern und sie damit bewusst von der umgebenden Landschaft abzuheben.

2017 wohnten 9.265 Menschen in Weshagen, also deutlich weniger als Ende der 1960er Jahre geplant. Gegenüber 2008 kann der Stadtteil jedoch ein Bevölkerungswachstum von 8,1%  verzeichnen (Gesamtstadt: 4,1%). Westhagen ist vielfältig: 65,8% der Einwohner*innen Westhagens haben einen Migrationshintergrund. Unter allen Stadtteilen Wolfsburgs ist dies der höchste Wert. Westhagen ist jung: Der Anteil der Unter-18-Jährigen liegt bei über 20% und damit über dem gesamtstädtischen Durchschnitt von 16%. Mit einem Durchschnittsalter von 39,9 Jahren ist Westhagen sogar der jüngste Stadtteil Wolfsburgs.

Dementsprechend bunt ist das alltägliche Bild auf den Straßen des Stadtteils.

Doch Westhagen ist viel mehr, als es diese Kennzahlen ausdrücken können. Trotz der planerischen und baulichen Rahmenbedingungen sowie der sozialen Situation ist Westhagen ein höchst individueller Stadtteil mit vielen Potenzialen. Es sind die Menschen, die ihn prägen, die Gebäude und Freiflächen nutzen und mit Leben füllen. Viele Bewohner*innen engagieren sich hier ehrenamtlich seit vielen Jahren in unterschiedlichsten Funktionen. Man trifft sie in den Elternvereinen, Interessengruppen, bei nächtlichen Rundengängen, im Ortsrat Westhagen, in den Gärten der Nationen, beim Betreuen jugendlicher Fußballspieler*innen, als aktive Mitstreiter*innen des jährlich stattfindenden Stadtteilfestes und, und, und…

Ehrenamtliche Westhagener*innen bei der Eröffnung der PassagenGalerie am 4. April 2013

Westhagen hat also viele Herausforderungen zu bestehen, kann sich dabei aber auf das Engagement seiner Bewohner*innen stützen. Die Fördermittel des Programms „Soziale Stadt – Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf“ helfen dabei, Westhagen an die Anforderungen der aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen. Das integrierte Gesamtkonzept für den Stadtteil beachtet neben den baulichen Schwerpunkten die Handlungsfelder Bildung, Qualifizierung, Beschäftigung und Ökonomie, Kultur, Migration und Zusammenleben sowie Öffentlichkeitsarbeit, Image und Identifikation.